Tanzkamera Obscura Felix Kosok & Ellen Wagner
Beim Tanzen zur Musik werden Rhythmus und Dynamik eines Klangraums in eine neue Räumlichkeit übersetzt. Ein durch Choreographie oder Improvisation getragener Impuls wird dabei mit den physischen Möglichkeiten, Grenzen und Anstrengungen innerhalb der Bewegungsfolge konfrontiert. Sichtbar wird ein fragiles Spiel der Potentiale. Die Tanzkamera Obscura nun scheint sich anzumaßen, diese flüchtige Bewegung in einer statischen Aufnahme aufzuzeichnen – ähnlich wie moderne Wissenschaft und Bildgebungsverfahren für eine Entzauberung der Welt angetreten ist. Die Aufnahmen der Kamera Obscura dienen hier jedoch keineswegs der anatomischen Zergliederung, sondern einer weiteren Verschachtelung der Ebenen des Wahrnehmbaren. Auf dem Fotopapier zeichnet sich sowohl eine schemenhafte figürliche Abbildung der Situation ab als auch die zur Linienzeichnung gewordene Spur der das Licht leitenden Bewegungen. Möglich wird diese Überlagerung durch eine 3D-gedruckte Kamerakonstruktion, welche über Fäden mit den Gliedmaßen der Tanzenden verbunden ist. Schon der Entstehungsprozess bietet also das Bild eines Abhängigkeitsverhältnisses, in dem aber alles andere als klar ist, wer hier wen bindet, zieht und bannt.
Eine ikonographische Verwandtschaft zum Marionettentheater drängt sich auf – in umgekehrter Weise: der Mensch wird nicht als Figur in einer Geschichte, als Darsteller in einer Rolle gelenkt, sondern lenkt selbst die Parameter, die sein Bild, aus mittels tänzerischer Bewegungen zusammengetragen Spuren des Lichts, hervorbringen. Dementsprechend ist das Ergebnis, wie man in Anlehnung an Kleist sagen könnte, nicht ‚bewusstloses‘ Fließen der Bewegung, sondern Lückenhaftigkeit, im Austesten der Spielräume im Dialog mit einem anderen, dessen Sprache noch gelernt werden muss. Der Apparat ist nicht bloß technische Spielerei, die eine Welt der Daten, der Gegebenheiten, reproduziert, um konkrete Erfahrungen auswertungsbereit zu abstrahieren. Ebenso wenig sind die Tanzenden beliebige Ressource oder ‚Reserve‘ des Lebendigen, die der Technik zugeführt wird. Genauso wie die Kamera Obscura mit ihnen tanzt, tanzen sie mit ihr. Verschiedene Rhythmen treffen aufeinander, verwickeln sich Hand in Hand. Die Apparatur bleibt fehleranfällig: Manchmal entsteht ein weißes Bild, in dem sich sogar die Spur des Ephemeren bereits verflüchtigt zu haben scheint.
Eine ikonographische Verwandtschaft zum Marionettentheater drängt sich auf – in umgekehrter Weise: der Mensch wird nicht als Figur in einer Geschichte, als Darsteller in einer Rolle gelenkt, sondern lenkt selbst die Parameter, die sein Bild, aus mittels tänzerischer Bewegungen zusammengetragen Spuren des Lichts, hervorbringen. Dementsprechend ist das Ergebnis, wie man in Anlehnung an Kleist sagen könnte, nicht ‚bewusstloses‘ Fließen der Bewegung, sondern Lückenhaftigkeit, im Austesten der Spielräume im Dialog mit einem anderen, dessen Sprache noch gelernt werden muss. Der Apparat ist nicht bloß technische Spielerei, die eine Welt der Daten, der Gegebenheiten, reproduziert, um konkrete Erfahrungen auswertungsbereit zu abstrahieren. Ebenso wenig sind die Tanzenden beliebige Ressource oder ‚Reserve‘ des Lebendigen, die der Technik zugeführt wird. Genauso wie die Kamera Obscura mit ihnen tanzt, tanzen sie mit ihr. Verschiedene Rhythmen treffen aufeinander, verwickeln sich Hand in Hand. Die Apparatur bleibt fehleranfällig: Manchmal entsteht ein weißes Bild, in dem sich sogar die Spur des Ephemeren bereits verflüchtigt zu haben scheint.
Der Philosoph Federico Campagna führt gegen eine instrumentelle Vernunft, welche die äußere und innere Natur beherrschen und verwertbar machen will, einen ästhetisch oppositionellen Begriff ein. Die Realität, deren Verlust qua Durchdringung mit Technik droht, muss demnach durch etwas angereichert werden, das sie überschreitet. Dieses Etwas erfüllt wohl schon immer unsere Erfahrung des Tanzens. Es ergibt sich im Moment der Interaktion, die nicht anwendbares Geheimnis bleibt: »Magic«!